
Trauma weg
Unser erster Segeltörn war nicht perfekt und hatte ziemlich deutlich gezeigt, was ich alles noch nicht kann. Trotzdem war es ein gutes Gefühl, keine Angst auf offener See, keine Seekrankheit. Gute Zeit auf unserer Kebulan und die Zuversicht, dass im Laufe der Zeit die Erfahrung dazu kommt.
Dann kam der zweite Törn:
Ein laues Lüftchen, blauer Himmel. Am Ankerplatz augenscheinlich ein guter Tag zum Üben, der Wetterbericht meldet keine besonderen Schwierigkeiten. Also los.
Schon beim Ablegemanöver holte das Schicksal dazu aus seinen Lauf zu nehmen. Nach Absprache, Jörg am Steuer, ich am Anker, das hatte beim letzten mal gut funktioniert. Nach ein paar Metern Ankerkette einholen blockiert die Ankerwinde, nichts vor, nichts zurück. Durch wechselnde Windrichtungen an der Steilküste hat sich die Kette verzwirbelt und das mochte die Winde nicht. Wir tauschen den Platz, ich geh (mit Bedenken) ans Steuer, Jörg an die Ankerkette. Nun frischt der Wind auf und wir treiben immer wieder in Richtung der anderen Boote. Nicht bedrohlich nah, aber ich wurde schon da nervös und hektisch, weil ich nicht wusste, wie ich reagieren muss. Jörg war mit dem Anker beschäftigt, der sich dann auch irgendwann ergeben hat. Also, raus aus der Bucht, südliche Richtung.
Draußen, außerhalb der Bucht tauchen dann unerwartet 2 Meter hohe Wellen auf, die bei diesem geringen Wind von weit über dem Atlantik kommen. Und, der Wind ist so nah an der Küste schwach und unbeständig, manchmal fast komplett weg.
Wir setzen die Segen, sprich Jörg setzt die Segel, ich am Steuer. Der wenige Wind und die Hohen Wellen führen dazu, dass bei jedem Ritt in und aus dem Wellental das Schiff außer Kurs gebracht wird, die Segel schlackern im Wind, wir sind zu langsam um zu steuern, die Wellen schmeißen uns hin und her. Teilweise so schlimm, dass ich eine Höllenangst bekomme und irgendwann regelrecht hysterisch werde, ich weiß überhaupt nicht was ich machen soll, wie ich steuern soll. Eigentlich wollte ich nur noch runter von dem Boot.
Nach zwei Stunden die Erlösung. Segel runter, Motor an und in die Bucht.
Es ist gar nichts passiert und laut Jörg hat zu keinem Zeitpunkt auch nur den Hauch einer Gefahr bestanden, aber ich war sowas von satt. Die folgende Woche hoffte ich regelrecht auf KEIN Segelwetter. Allein der Gedanke an Segeln erzeugte Angst und Panik. In dieser Woche hab ich das ganze Projekt in Frage gestellt. Bei dem Gedanken an eine Überfahrt zu den Kanaren bekam ich regelrecht Schweißausbrüche und musste fast eine Panik Attacke wegdrücken.
Nun war für heute guter Wind aus Ost angesagt, 10-12 Knoten. Bestes Segelwetter, wir wollten raus, so kann’s ja nun nicht weitergehen. Wir luden Claudia und Michael zum Mitsegeln ein. Was soll ich sagen, super Segeltag. Keine Angst, vieles gelernt, nicht seekrank, Delfine gesehen. Die Anspannung und Angst ist wie weggeblasen.
Michael war mit mir am Steuer, immer an meiner Seite, gab mir Tipps und vor allem Sicherheit. Claudia erklärte mir an den Segeln was und warum Jörg gerade macht. Wir fassten mit an, schossen eine Leine auf oder setzten das Vorsegel um. Genug Zeit um anzukommen, um zu gucken und zu lernen.
Sicher wird im Laufe der nächsten Jahre der eine oder andere Törn, die eine oder andere Begebenheit zum Abgewöhnen sein. Aber ein Ende vor dem eigentlichen Anfang, das wäre wirklich traurig gewesen.



So schön zu lesen…. Habt eine gute Zeit und wir wünschen euch allzeit …. Fair Winds 🫶
Liebe Grüße zu euch , Matzi, Robert und Zuca 😘
Toller Bericht, vielen Dank. Macht Spaß zu lesen. Alles richtig gemacht
Liebe Grüße Oberursel
Petra und Jürgen